„Als der Schwarze Weg weiß war“ – Neue Ausstellung im Erdöl-Erdgas-Museum Twist

„Meine Herren, hier finden Sie bestimmt Öl“! Davon war der Rühlertwister Bürgermeister Heinrich Römer anno 1950 bei einem Gespräch mit Vertretern der Wintershall AG überzeugt. Er sollte Recht behalten. Der Bauer und Gastwirt, bei dem auch für die zahlreichen Driller (Bohrleute) dann ein entsprechend der schweren Arbeit kräftigendes Essen zu bekommen war (das Driller-Schnitzel gibt es immer noch im heutigen Gasthof Brand) hatte den richtigen „Riecher“. Und schon bald gab es auch in Twist reichlich zu tun.

Schon 1938 hatten Untersuchungen in Geeste-Dalum und Georgsdorf Ölvorkommen bestätigt. Und bereits im Kriegsjahr 1942 konnten dort annähernd 6.000 to Rohöl gefördert werden. Zu der Zeit war auch im Twister Gebiet durch geologische Untersuchungen Ölvorkommen vermutet worden, aber durch die Kriegsereignisse ging es erst 1948 wieder weiter. Da kamen Fachleute der Wintershall AG und schlossen sich den „überzeugenden Worten“ vom Bürgermeister Römer an.

Aber es gab ein Problem: im Twister Moor gab es keine befestigten Straßen! Nur die heutige Landesstraße 47 von Meppen nach Coevorden / NL war fahrzeugtüchtig vorhanden. Was sollte man tun? Schließlich plante Wintershall den Bau von 15 Betriebsstraßen zur Befahrung mit Fahrzeugen, um die Bohrungen und anschließende Produktion zu ermöglichen. Letztlich wurden aber nur 5 Betriebsstraßen mit ca. 13 Km Länge errichtet. Warum? Einige der Bauern wollten für die Nutzung ihrer Ackerflächen Entschädigungen (heute sagt man Nutzungsentgelte) haben, „die jenseits von Gut und Böse“ waren.

Die Fachleute von Wintershall wussten sich aber zu helfen. Mit US-amerikanischer Beratung erfolgten Schrägbohrungen (richtig: Ablenkungsbohrungen) zu den ölhaltigen Erdformationen! In einem Bericht in der Meppener Tagespost vom 19. April 2021 unter dem Titel „Als der Schwarze Weg weiß war“ berichtet der Journalist und Heimatchronist Horst-Heinrich Bechtluft über diese Zeit. Darin beschreibt er, wie die Betriebsstraßen durch Aufspülungen mit Sand aus dem heute noch vorhandenen Wintershall-Teich entstanden.

Und ein weiterer positiver Aspekt für den Betrieb der Wintershall im Moor – es gab genügend Arbeitskräfte! Nach der Vertreibung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten waren viele Flüchtlinge im Emsland angesiedelt worden. Darunter zahlreiche Fachkräfte, die man dringend für die Ölförderung benötigte. Über 60 % der Arbeitnehmer stammten von dort, ca. 37 % aus dem Bereich der heutigen Gemeinde Twist.

Nach dem Start der Förderung wurden die Arbeiten zur Schaffung einer örtlichen Infrastruktur in Angriff genommen. Es entstanden die ersten befestigten Wohnstraßen auf dem Twist, die Wintershall-Straße und der Schwarze Weg mit Wohngebäuden für die Familien der Arbeitnehmer. Viele von den zwischen 1953 und 1956 entstandenen Gebäuden sind auch heute noch vorhanden – wenn auch mit diversen An- und Umbauten!

So darf man heute durchaus feststellen, dass die Entwicklung der heutigen Gemeinde Twist im Wesentlichen dem Öl zu verdanken ist. Sicher darf dabei der Emsland-Plan des Bundes von 1951 nicht unerwähnt bleiben, aber ohne das Öl – von dem man nach neuesten Erkenntnissen noch rd. 100 Mio. Tonnen im Gebirge unter Twist vermutet – hätte sich die Entwicklung möglicherweise anders dargestellt.

All das zeigt die Ausstellung nun im Erdöl-Erdgas-Museum mit über 100 Fotos und Texttafeln aus der Zeit zwischen 1948 und 1956, die aus dem Archiv der Wintershall AG in der Betriebsstätte Barnstorf stammen und unbearbeitet in der ursprünglichen Bildqualität gezeigt werden. Bücher und andere Utensilien aus den 1950er Jahren und Kurzfilme an verschiedenen Plätzen im Ausstellungsbereich ergänzen Bilder und Texte.

Der Start erfolgte durch die Fördermaßnahme „Bi mi to Huus“ der Emsländischen Landschaft in Verbindung mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Museumsleiter Rudi Gaidosch möchte sich aber auch bei den der Wintershall Dea AG und der Druckerei Schmit aus Meppen für die Unterstützung bedanken.  Und nicht zuletzt hat der Heimatverein Twist mit seinem Vorsitzenden Heiner Reinert einen großen Anteil an der Bewältigung der finanziellen Kosten.

Ab dem 27. August ist „Als der Schwarze Weg weiß war“ auf der Empore im Erdöl-Erdgas-Museum beim museumsüblichen Eintrittspreis Dienstag bis Sonntag von 14:00 bis 18:00 zu sehen. „Und wer möchte kann sich gerne eins oder mehrere der zahlreich ausgelegten Fachbücher mitnehmen, die zum Teil echt historisch sind“, bietet Museumsleiter Gaidosch an!

Einen Wehmutstropfen hat der Lokalpolitiker dann doch noch im Auge. „Öl gibt es auf dem Twist reichlich, aber unsere Gemeinde hat den Nachteil, dass die Verwaltungen der heute hier tätigen Unternehmen nicht im Ort ansässig sind. Das macht sich bei den Gewerbesteuereinnahmen deutlich bemerkbar. Und wir im überwiegend ehrenamtlich betreuten Museum hätten auch nichts gegen eine stärkere finanzielle Unterstützung einzuwenden“!

Kontakt

Erdöl und Erdgas Museum Twist

Flensbergstr. 13
49767 Twist

Tel.: +49 (0) 5936 93 30 82
Mail: museum@twist-emsland.de

Eintrittspreise

Erwachsene: 5,00 Euro

Schüler, Studenten: 1,00 Euro

Keine Kartenzahlung möglich/geen pinnen

Führung für Gruppen bis max. 15 Pers. zusätzlich 15,00 Euro

Für Ihren Rundgang steht auch ein Audio-Guide in deutscher und niederländischer Sprache kostenlos zur Verfügung

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